2. Bedeutung - über die
Abänderbarkeit getroffener Entscheidungen
3. Dokumentation - dissonante
Impulse
Definition
K O G N I T I V E D I
S S O N A N Z
Der Begriff Kognitive Dissonanz (innerer Widerspruch)
(kognitive = erkenntnisbezogene; Dissonanz = Nichtübereinstimmung,
Unvereinbarkeit) stammt aus der Psychologie. Er beschreibt die Unvereinbarkeit
von Erfahrungen und Informationen zu der persönlichen Einstellung
bzw. zu zuvor getroffenen Entscheidungen des menschlichen Individuums.
Die Dissonanz meint auch die aus dem Widerspruch von Entscheidung
und Wahrnehmung folgende innere Spannung.
Die Theorie der kognitiven
Dissonanz besagt, dass kognitive Elemente (also Informationen) zueinander
konsonant, dissonant oder irrelevant sein können. Konsonante
Informationen stehen der bereits vorhandenen eigenen Meinung nahe;
dissonante sind weit vom eigenen Standpunkt entfernt. Konsonante
Informationen werden vom Menschen als angenehm empfunden und daher
aktiv gesucht. Gleichzeitig wird versucht, dissonante Informationen
zu vermeiden (Seeking-and-Avoiding-Hypothese). Die Folge des
geschilderten Verhaltens ist die selektive Wahrnehmung von Informationen,
also beispielsweise von dargebotenen Medieninhalten.
Grundlage der von Leon Festinger
1957 begründeten Theorie ist die Annahme, dass Menschen dazu
neigen, einmal getroffene Entscheidungen zunächst beizubehalten.
Deshalb werde alle neue Information, die zu der getroffenen Entscheidung
in Widerspruch steht, tendenziell abgewertet, während alle
konsonanten Informationen tendenziell überschätzt werden.
Erst wenn die durch die Dissonanz erzeugte innere Spannung zu
groß werde, also die individuelle Toleranzschwelle überschreite,
ändere das Individuum die getroffene Entscheidung ab, um so
Erfahrung und Entscheidung wieder zur Konsonanz zu bringen.
(...)
Übertragen auf die Problematik
der Nutztierhaltung in einer Gesellschaft
bedeutet dies: Personen, die der Meinung anhänglich sind, dass Haltung,
Nutzung und Schlachtung von Tieren gerechtfertigt oder gar berechtigt
sei, suchen (/überbewerten) Informationen die mit diesem eigenen,
bereits ausgeprägten Weltbild harmonieren. Zugleich werden jene Informationen
vermieden (/unterbewertet), die zum eigenen Weltbild in einem dissonanten
(widersprüchlichen) Verhältnis stehen.
Die Ansicht, dass eine Systematik
wie die Nutztierhaltung (und damit
verbundene Automatismen wie Schlachtung oder Gefangenhaltung) grundsätzlich
abzulehnen sei, weicht von den "normalen" Vorstellungen in unserer
Gesellschaft deutlich ab, und wird u.a. deshalb von einer überragenden
gesellschaftlichen Mehrheit als dissonant empfunden. Die Nichtübereinstimmung
von eigenem Weltbild und Kritik führt schließlich dazu, dass
solche Informationen, welche die praktizierte Nutzung kritisieren, überproportional
vermieden (/unterbewertet) werden. (-> kognitive Dissonanz)
Doch maßgeblich entscheidend
für relevante Veränderungen ist folgender Punkt: "Erst
wenn die durch die Dissonanz erzeugte innere Spannung zu groß werde,
also die individuelle Toleranzschwelle überschreite, ändere
das Individuum die getroffene Entscheidung ab, um so Erfahrung und Entscheidung
wieder zur Konsonanz zu bringen."
Durch verstärkt dissonante
Reize entsteht also eine innere Spannung, die bei Überschreitung
der Toleranzschwelle das Individuum zur Abänderung der getroffenen
Entscheidung bewegen kann. In Bezug auf die speziesistische
Problematik der Nutztierhaltungsgesellschaft hieße das: Die gezielte
Konfrontation der Gesellschaft mit den kritischen Ausmaßen der systematischen
Nutztierhaltung erzeugt ein kognitives Spannungsverhältnis zur Nutztierhaltung,
was die Menschen zur Abänderung ihrer gebildeten Moralvorstellungen
bewegen kann und ggf. letzendlich dorthin bewegt. Die Dokumentation von
Schlachtungen, Gefangenhaltung, Ausnutzung und dergleichen mehr hat einen
Einfluss auf die Toleranzschwelle, die für die Entscheidung "Nutztierhaltung – jaodernein?" mitverantwortlich ist. Jedes gezeigte Bild, jeder
schriftliche Kommentar, jede Diskussion und jeder Videofilm also
jede geäußerte Kritik am Status Quo ist somit ein potenzieller
Faktor bei der Neubewertung gegenwärtiger Umstände.
soylent network befasst sich
mit ethisch-moralischen Konflikten, die dem menschlichen Verhältnis
zu anderen Lebewesen entspringen. Dabei wird deutlich, dass sich
Menschen im Umgang mit nicht-menschlichen Tieren und bei deren Behandlung
für gewöhnlich auf die kontinuierliche Degradierung und
auf eine eindeutige Erniedrigung dieser Tiere stützen. Traditionalistische
Weltbilder und die Normalität der Ausnutzung spielen dabei
eine bedeutende Rolle. Die vielseitigen Formen der Tierhaltung
sind kulturell bzw. gesellschaftlich konstruierte Methoden, und
als eben solche sollten sie aufgefasst, beurteilt und behandelt
werden..
Konsonanz
Im
Zuge dieser Überlegungen sind die Informationen und das Material
auf soylent-network.com als eben solche dissonante Einflussfaktoren
mit Auswirkung auf den moralisch-gesellschaftlichen Mainstream
zu verstehen. Wie wir nun wissen, wird dieser dissonante Inhalt von vielen
Personen als zum eigenen Weltbild unstimmig wahrgenommen und somit automatisch
einer Unbedeutsamkeit zugeordnet. Doch gibt es außerdem eine Menge
von Personen, deren Toleranzschwelle durch die vorgetragenen Informationen
derart beeinflusst wird, dass sich relevante Meinungsänderungen ergeben.
Und zwar nicht nur aus psychologischem Affekt, sondern aus gutem Grund:
Die Unterdrückung und Missachtung von emotional und körperlich
empfindenden Individuen ist schließlich eine kulturspezifische hierarchische
Machtverschiebung zum Leidwesen Benachteiligter, der sogenannten Nutztiere.
Wer sich dessen bewusst wird, dem erscheint die logische Konsequenz, die
vegane Lebensweise, eindeutig konsonant.
Das Tier ist im Menschen, denn der
Mensch ist ein Tier. Jede Misshandlung und jeder schändlich
begangene Mord am Tier, ist ein Verbrechen an uns selbst.