Die
Dokumentation gegenwärtiger Zustände, denen sogenannte
"Nutztiere" tagtäglich ausgesetzt sind, wirkt unter anderem
psychisch belastend für diejenigen, die versuchen, die Geschehnisse
zu dokumentieren und an die Öffentlichkeit zu bringen. Manchmal frage
ich mich, ob meine Bemühungen nicht zu sehr von den vielfältigen
und vielschichtigen Grausamkeiten in Bild und Wort dominiert werden. Ich
frage mich, ob es nicht sinnvoller wäre, verstärkt positive
Eindrücke zu vermitteln? Zum Beispiel vermehrt Tiere in Situationen
zu zeigen, in denen sie frei von menschlichen Zwängen und Anforderungen
sind? Solche "wildlife" Aufnahmen bilden sicher einen sanfteren
Ausgleich zu blutigen, traurigen und deprimierenden Bildern. Positiv untermalte
Darstellungen sind bestimmt dazu in der Lage, Mitgefühl und Empathie
bei vielen Betrachtenden zu fördern.
Und trotzdem gelange ich nach reiflicher
Überlegung häufig an den Punkt, wo mir die unerschütterliche
Notwendigkeit bewusst wird, andere Menschen über die schreckliche,
allzu menschliche (manche würden es eher "unmenschlich"
nennen wollen) Behandlung von anderen Tieren zu informieren. Am besten
hier und jetzt. Die menschliche "Behandlung" nichtmenschlicher
Tiere hat viele Facetten: Einengung, fremd- und zwangsgesteuerte Reproduktion,
Massenhaltung, Ausnutzung, Tötung, Schlachtung, Deindividualisierung,
Verarbeitung, Beseitigung,... und vieles mehr.
Zahlreiche Personen erklären
diese Zustände zu gesellschaftlichen Normalitäten, was sie tatsächlich
auch sind, und doch wissen wir, dass Normalitäten und moralische
Werte einem andauernden Wandel unterlegen sind. Ein wichtiger Aspekt bei
alledem ist, dass wir trotz der extrem festen gesellschaftlichen Integration
und der fortschreitenden Entwicklung dieser Zustände in der Lage
sind, Gründe zu erforschen und Alternativen zu entwickeln. Dies wird
von freien und frei wählbaren Bildungs- und Entscheidungsmöglichkeiten
unterstützt. Deshalb ist es enorm wichtig, dass auf die grausam und
verstörend wirkenden Verhältnisse in unserer Gesellschaft aufmerksam
gemacht wird, damit mit Hilfe dessen eine weiterführende Kritik entwickelt
werden kann.
Jeder Mensch, der von kritischen Verhältnissen
erfährt und demnach weiß, was wirklich geschieht, wird
gereizt, darüber nachzudenken. (dies ist mein "Prinzip
der Auklärung")
Diese Überlegungen führen
also dazu, dass der Schwerpunkt meiner Arbeit bei den negativen Auswirkungen
menschlichen Handelns liegt. Die Auswirkungen und ihre Ursachen zu beleuchten,
ist ein wichtiger Schritt, um notwendige Veränderungen in der Gesellschaft
anzustoßen. Denn neben den vielen Mitläufern, die alle menschliche
Behandlung von nichtmenschlichen Tieren als gesellschaftliche Normalitäten
hinnehmen, gibt es eine große Menge unentschiedener Charaktere,
die sich durch eine Bündelung von (dokumentarischer) Information
und Nachdenklichkeit selbstverantwortlich für etwas Neues
entscheiden. Dieses Neue ist der gefasste Entschluss zur selbstständigen
Veränderung hin zur Lösung von gesellschaftlichen
Problemen. Die ethisch bedingte informelle Verarbeitung und Zuordnung
von "Realität" hat Einfluss auf gesellschaftlich getragene
Weltbilder. Es wird auch in Zukunft Fragen dazu geben, warum jemand etwas
tut, beziehungsweise warum jemand etwas nicht tut. Mitglieder der Gesellschaft
müssen sich verantworten. In diesem Falle gilt: Sage
nicht, du hättest nichts davon gewusst: